Geschichte

30 Jahre Pays d’Oc IGP: Fortschritt trifft auf jahrhundertealte Weinbaukultur

30 Jahre Pays d’Oc IGP: Fortschritt trifft auf jahrhundertealte Weinbaukultur

Seit 30 Jahren geht Pays d’Oc im Herzen des ältesten Weinbaugebiets Frankreichs, das im 6. Jahrhundert v. Chr. gegründet wurde, seinen eigenen Weg. Die IGP-Weine des Pays d’Oc, die 1987 durch das Konzept der Rebsortenweine entstanden sind, zeigen im In- und Ausland den Facettenreichtum des sonnigen Südens, mit Weinen, die mittlerweile weltweit bekannt sind.

Obwohl zunächst die Griechen im 6. Jahrhundert v. Chr. Reben im Languedoc-Roussillon anpflanzten, waren es die Römer, die den ältesten bekannten Weinberg in Gallien, rund um die 118 v. Chr. gegründete römische Kolonie von Narbonne, anlegten. Unter Kaiser Augustus erhielten die römischen Legionärs-Veteranen, oft Winzersöhne aus Kampanien, Land als Dank für ihre langjährigen Dienste. Sie legten die ersten Weinberge an: die sogenannten „villae“. Und dank der Via Domitia verbreitete sich die Weinerzeugung im ganzen Römischen Reich.

Als erste Römerstraße in Gallien verband diese Kommunikationsachse Italien mit Spanien, indem sie das Languedoc über 200 km von Beaucaire bis zum Perthus an der Pyrenäengrenze durchquerte. Noch heute ist die Via Domitia eine landschaftsprägende und identitätsstiftende Straße für die Weinberge des Pays d’Oc, die das eine Ende mit dem anderen verbindet.

Nach dem Niedergang des Römischen Reiches und fünf Jahrhunderten barbarischer Invasionen retteten die Zisterzienser- und Benediktinermönche, die sich im  Languedoc ansiedelten, die Weinberge. Präzise wie Goldschmiede bestimmten sie die besten Parzellen, um Reben zu pflanzen. Die Mönche wollten guten Wein zu erzeugen, um ihr Haus zu ehren und das Ansehen ihrer Abteien sowie der Äbte zu mehren, die selbst den Titel „Pater Vinearum“ („Vater der Reben“) trugen.

Der Begriff des Terroirs entstand dank der Klöster, die entlang des Jakobswegs erbaut wurden, den die Pilger nach Galizien nahmen. In der Region erblühten zahlreiche Monasterien, die den Mönchen als wahre Forschungslaboratorien dienten in denen Weinbereitungsverfahren entwickelt wurden, die noch heute in Gebrauch sind.

  • Das Zeitalter der Renaissance erschloss wieder die großen Seemärkte. Die kleinen regionalen Häfen wie Lattes, Mèze, Agde und Collioure rüsteten Schiffe, um die Weine der Region zu exportieren.
  • In diesen Jahrhunderten eroberten die Weine des Languedoc-Roussillon alle herrschaftlichen Tafeln, einschließlich die der Könige von Frankreich. Im Dezember 1564 ließen sich König Karl IX. und seine Mutter Katharina von Medici auf einer Reise ins Languedoc vom Muscat de Frontignan verführen.
  • Im Jahr 1681 wurde der Canal du Midi, der von Pierre-Paul Riquet entworfen worden war, um das Mittelmeer mit dem Atlantik zu verbinden, eingeweiht. Er öffnete für die Weine des Languedoc und des Roussillon ein wichtiges Fenster nach Nordeuropa.
  • Ende des 17. Jahrhunderts war es Thomas Jefferson, damals US-Botschafter in Frankreich, der bei einer Reise ins Languedoc dem Charme der Weine von Saint-Georges-d’Orques, vor den Toren Montpelliers, erlag. Als er Präsident der Vereinigten Staaten wurde, ging er sogar so weit, die Weine des Languedoc steuerlich zu entlasten, um deren Import zu fördern.
  • Das Aufkommen der Eisenbahn im Jahr 1855 brachte der Region nie gekannten Wohlstand. Dieser erfreuliche Aufschwung wurde 1868 durch das Wüten der Reblaus unterbrochen. Der Wiederaufbau erfolte jedoch rasch und so erlebte das Weinbaugebiet bis in die 1950er Jahre eine bedeutende Entwicklung.

Mitte der 1970er Jahre erreichte die regionale Weinproduktion mit 30 Millionen Hektolitern und einem Umsatz von 10 Milliarden Francs (umgerechnet 1,5 Milliarden Euro) ihren mengenmäßigen Höhepunkt. Die Rebfläche des Languedoc-Roussillon umfasste damals 430.000 Hektar, aber die Produktion, die in drei Vierteln der Weinberge durch hohe Erträge gekennzeichnet war, entsprach nicht mehr den Erwartungen des Marktes. Die Öffnung und die Anforderungen der internationalen Märkte zwangen die Winzer, ihre Weinberge gemäß den Qualitätsprinzipien umzustrukturieren.

Im Laufe der letzten 30 Jahre hat diese qualitative Neupositionierung dazu geführt, dass im Languedoc und im Roussillon mit der Einführung der Appellations d’Origines Contrôlées (heute AOP) und dann der IGP die ersten Herkunftsbezeichnungen entstanden.

Aus dem Wunsch heraus, Weine zu produzieren, die der internationalen Nachfrage entsprechen, setzten die Vorreiter der IGP Pays d’Oc seit 1987 auf Rebsortenweine, um sich auf dem Weltmarkt zu positionieren.

Die Vielfalt der ausgewählten Rebsorten – der Schlüssel zum Erfolg des IGP-Labels, das heute 58 Rebsorten erlaubt – ist das Ergebnis einer tiefgreifenden Revolution innerhalb des Gebiets, die damals völlig avantgardistisch war. Die Hauptbotschaft zur internationalen Kommunikation ist für Konsument*innen nun die Rebsorte. Die  Weine des Pays d’Oc setzen sich in diesem neuen Markt durch. Nach 22 Jahren als Vins de Pays (Landweine) wurden sie am 1. August 2009 zur IGP Pays d’Oc. Sie unterstehen nun neben den AOPs dem Institut National de la Qualité et de l’Origine (INAO).